Mit heißer Nadel gestrickt!

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Vom 26.07.-01.08.2025 stand unsere Alpinclub-Hochtour ins Schweizer Wallis auf dem Programm. Sebastian Sedlmeier (26) und Torsten Puschmann (58) begannen wie üblich mit Vorbereitungen am Furkapass. Wetterbedingt mussten wir die geplante Besteigung des Galenstock (3586m) verwerfen, erkundeten dafür neue Kletterziele rund um die Sidelen- und Albert-Heim-Hütte über den Nepali-Highway. Dem Kampf junger Steinböcke und dem Krachen der Hörner konnten wir aus sicherer Entfernung folgen.

Endlich endete am 28.07. der Dauerregen - einige Tage stabilen Bergwetter wurden prophezeit. Mit dem frühen Aufstieg von Grächen (1600m) (unteres Zermat-Tal) zur Bordierhütte (2886m) kamen wir gut voran, vorbei an quirligen Bächen, saftigen Schafweiden aber auch ausgedehnten Steinschlagfeldern. Seit dem letzten Besuch 2021 ist der Riedgletscher dramatisch zurückgetaut und mit den erodierenden Moränen wurden große Teile des Wanderweges weggerissen. Über den neu angelegten Hüttenzustieg ging’s dann noch einmal über schweißtreibende steile Serpentinen bergauf.

Für die geplanten 4000er fehlte uns noch ein Tag Akklimatisation und Ende der Woche drohten neue Unwetter. Also Planänderung. Unser schweres Endziel Täschhorn verschoben wir auf eine zukünftige Hochtour, die geplanten Teilbesteigung des Nadelgrates wollten wir nun als komplette Traverse versuchen.

 

Zur Vorbereitung bestiegen wir am folgenden Tag über den Riedgletscher das tief verschneite Ulrichshorn (3925m) und stiegen über das Windjoch zur Mischabelhütte (3335m) ab. Tief im Abgrund konnten wir Saas Fee erblicken und rund herum zahlreiche bereits bestiegene 4000er. 

Nach kurzer Nacht stiegen wir gegen 5:00 erneut zum Windjoch auf, und von dort direkt zum Nadelhorn (4325m), welches wir gegen 9:00 erreichten. Dabei bremsten uns einige Staus erheblich aus.

Eine junge rumänische Seilschaft scheiterte vor uns an der Querung zum Stecknadelhorn (4241m). Dies konnte uns nicht aufhalten. Zielsicher meisterten wir die luftigen Kletterstellen und spurten uns über den jungfräulichen Firngrat rüber zum Stecknadelhorn. Nun war klar, der Nadelgrat war wegen des vielen Schnees diese Saison noch nicht überschritten und uns stand ein gewaltiger Kraftakt bevor.

 

Endlich am Hohberghorn (4219m) angekommen, war der point of no return überschritten, jetzt galt es, bei schwindenden Kräften durchzuhalten. Zum Glück ging es größtenteils bergab, allerdings extrem steil, verschneit, technisch sehr anspruchsvoll und zeitaufwendig. Gegen 19:00 erreichten wir endlich das Dürrenhorn (4035m). Inzwischen bewegten wir uns in einer Wolkenschicht mit eingeschränkter Sicht. Beim weiteren Abstieg kamen uns plötzlich Zweifel und ein Check ergab, das wir bereits 100 Höhenmeter im schweren Gelände auf dem falschen Grat abgestiegen waren. Da half nichts, wir mussten wieder zurück, fanden dann am Gipfel jedoch Spuren einer anderen Seilschaft, die es von der anderen Seite bis hierher geschafft hatte, dann aber fluchtartig umgekehrt war. Die Spur half uns, den schweren exponierten Abstieg zu meistern und auch die zurückgelassenen Abseilschlingen konnten wir nutzen.

 

 Inzwischen mit Stirnlampen ging es zwar langsam aber kontinuierlich über zahlreiche knapp 4000er steil bergab. Alles im ausgesetzten Klettergelände. Am frühen morgen gegen 6:00 erreichten uns kurz vor dem Galenjoch (3303m) die ersten uns entgegenkommenden Seilschaften. Endlich – zumeist Gehgelände, steil, mühsam, endlose Serpentinen. Weiter unten gerieten wir noch einmal in unwegsames Moränengelände, da die alten Wege durch Steinschlag weggerissen waren. Egal, weiter ging es bergab, schier endlos. 12:00 erreichten wir endlich mit qualmenden Füßen den Parkplatz in Grächen – übernächtigt und erschöpft. Kurze Zeit darauf – Ausruhen auf unserem Grillplatz.
Eine der schwersten, längsten und auch technisch anspruchsvollsten Touren, die wir je unternommen hatten, vor allem bedingt durch die winterlichen Verhältnisse am gesamten Nadelgrat.

 

 

Aber auch ein unvergessliches Erlebnis.

Autor: Torsten Puschmann

Bilder: Torsten Puschmann, Sebastian Sedlmeier

Untertitel:  Sebastian Sedlmeier

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