Tannheimer Berge: Hahnenkamm, Rote Flüh und Köllenspitze

Datum: 15. - 18.06.17

 

Am Fronleichnams-Donnerstag brachen wir zum verlängerten Wochenende mit 18 unerschrockenen Alpinisten zu unserer diesjährigen Vereins-Bergtour ins 1.100 M. hochgelegene Tannheimer Tal auf. Diese Gegend ist mehrfach ausgezeichnet als beliebteste Wanderdestination Österreichs.

Kein Wunder, marschiert man dort auf drei Ebenen: Bei leichten Spaziergängen im Tal auf 1.100 Metern Seehöhe schnuppert man bereits Höhenluft. Eine Etage höher bei mittelschweren Höhenwegen, bis hin zur dritten Ebene, den alpinen Gipfelerlebnissen rund um mehrere Zweitausender, bei denen man von oben herab einen ordentlichen Perspektivenwechsel genießen kann. Insgesamt stehen dort im Sommer 32 bewirtschaftete Almen und Hütten zur Verfügung.

Treffpunkt zur Abfahrt mit unseren privat Pkw`s war unser Clubheim um sieben Uhr in der Früh. Nach kurzer Fahrplatzeinteilung und Klettermaterialverladung ging es gemeinsam auf die Autobahn A3 & A7 in Richtung Reutte. Unterwegs hielten wir auf einem Rastplatz an und genossen unser gemeinsames Frühstück im Freien. Weiter ging`s danach bis zur Ausfahrt Oy-Mittelberg, an der wir die A7 verließen und bis Oberjoch und dann links in das schöne Tannheimer Hochtal einbogen. Unseren Zielort Nesselwängle erreichten wir nach rund 400 km Fahrstrecke gegen Mittag.

Am Parkplatz der Gimpelhaus-Material-Seilbahn starteten wir im Tal bei knackigen 28 Grad und strahlendem Sonnenschein zum Aufstieg auf das Gimpelhaus (1.659 M.), welches wir nach gut einer Stunde und Überwindung von 550 Höhenmetern auf steilen und teils stufigen Pfad-Serpentinen erreichten. Dies sollte schon mal ein recht ordentliches Einstimmungstraining für unser weiteres bevorstehendes WE-Programm sein. Nach Bezug unserer Schlaflager traf man sich recht bald zum Plausch und Kaiserschmarrn auf der Sonnenterasse und dem ein oder anderen Bierchen bis zum gemeinsamen Abendessen. Wir hatten ja fürs Wochenende Halbpension gebucht, was sich als voller Erfolg heraus stellte, denn das Essen der Hüttenwirte schmeckte vorzüglich. Bis zum Abend genossen wir die frische Brise am Berg und den Panoramablick ins weitläufige Tal und auf den Haldensee. Einige hielt es nicht mehr am Tisch, sondern zog es bereits den Berg hinauf zur Erkundung der näheren Umgebung und abgehenden Wege unseres Quartieres. Am späten Abend und über die ganze Nacht zogen dann ordentliche Berggewitter mit prächtigen Lichtblitzen über uns hinweg. Das störte uns aber kaum, wir schliefen alle tief und fest, was man auch bei vielen recht ordentlich hören konnte.

Am Freitag früh starteten wir nach dem Frühstück um 10:00 Uhr und den weitgehend abgezogenen Gewittern eingeteilt in zwei Gruppen zu unterschiedlichen Tagestouren. Die jungen und jungge-bliebenen unter uns zog es empor zur Klettersteigtour über Rote Flüh (2.111 M) und den Friedberger Klettersteig, Scharfschrofen (1.973 M) und den anschließend ausgedehnten Rundweg vorbei an der Füssener Hütte (1.550 M), Musauer Alpe (1.280 M), Sabajoch (1.860 M), zurück zum Gimpelhaus. Dafür waren sie insgesamt 8 Stunden unterwegs und gut mit Überwindung von etlichen Höhen-metern gefordert. Unsere zweite 6 Personen starke „Best-Ager“-Gruppe ging es etwas ruhiger an und wanderte über die Tannheimer Hütte, Bergzigeuner zur Schneetalalm. Da das Wetter wieder zuzog und ein Gewitter drohte, entschied man sich dort erst mal in der warmen und trockenen Stube der Schneetalalm einzukehren und das Gewitter vorüber ziehen zu lassen. Soviel Glück hatte unsere „Youngster“-Gruppe nicht, die wurden ordentlich nass auf dem Weg zur Rote Flüh. Wir hingegen saßen im trockenen und erfreuten uns der zünftigen Hausmusik auf der steyrischen Knopfharmonika und der Gitarre. Eine dreiviertel Stunde später klarte es auf und die Sonne kam wieder heraus, so dass wir weiter zu unserem eigentlichen Tagesziel aufbrechen konnten. Über das Hochjoch und Tiefjoch wanderten wir zum Hahnenkamm (1.938 M), der Bergspitze des Hahnenkamm-Skigebietes von Reutte. Bei einer Gipfelvesper aus dem Rucksack genossen wir die Rundum-Fernsicht und den Blick nach Reutte. Nach 7 Stunden und rund 6 Std. Gehzeit erreichten wir wieder unser Bergquartier. Auch wir hatten beim auf und ab ordentliche Höhenmeter gemacht. Zufrieden und ausgepowert nahmen wir gemeinsam unser Abendessen ein und freuten uns schon darauf, was der Samstag noch bringen wird. Entgegen dem stellte Thomas R. am Abend fest, dass er seinen Helm im Auto im Tal vergessen hatte und entschied nochmal kurzfristig ins Tal zu wandern, um diesen nachzuholen. In 30 Min. war er unten und in weiteren 50 Min. wieder oben - Respekt! In froher Runde wurde es dann an diesem „Enzian-Abend“ etwas später….

Nach dem Frühstück am Samstag in der Früh startete man wieder um 09:00 Uhr in zwei unterschied-lichen Gruppen. Rainer, Günter u. Klaudia starteten zu dritt zur Klettersteigtour auf dem Friedberger Klettersteig in den Tannheimer „Dolomiten“. Hierbei bewältigten wir die Schwierigkeitsstufe B/C. Über die Judenscharte, Rote Flüh, Gelbe Scharte und dem steilen Schartschrofen kraxelten wir ein gutes Stück weit weg von der Welt und a bisserl näher am Himmel. Wir genossen am Ende des Steigs die Stille mit Weitblick am Gipfel des Schartschrofen bei einer ausgiebigen Rucksack-Vesper. Weiter ging`s gestärkt im Trio um die Läuferspitze herum über das Hallergehrenjoch zum Raintalerjoch und weiter zur Bergstation Sonnenalm an der Gondelbahn Füssener Jöchl. Mit der Gondelbahn fuhren wir ins Tal nach Grän und von dort mit dem Bus zurück nach Nesselwängle. Jetzt durften wir nochmal den Serpentinenpfad zum Gimpelhaus mit 550 Höhenmetern in 1,25 Std. bewältigen. Wieder oben angelangt waren wir nach insgesamt 7 Stunden richtig fertig, aber auch überglücklich.


Nach einem deftigen Hüttenfrühstück im Gimpelhaus ging es für die Jugendgruppe des Alpinclub Alzenaus um neun Uhr morgens los auf unsere zweite große Tour. Unser Ziel war die 2238 Meter hohe Köllenspitze – der höchste Berg im Tannheimer Tal. Nach einem eineinhalb stündigen Aufstieg zwischen Wiesen und Felsen – wo natürlich Helmpflicht war – trennte sich die Gruppe für das Erklimmen des Gipfels: Die einen nahmen den als Wanderweg ausgeschilderten Pfad, der allerdings größtenteils aus klettersteigähnlichen Passagen mit Schneefeldern, Geröll und Felsen bestand. Der andere Teil wagte, den Gipfel mithilfe des Klettersteigs zu besteigen: hier wurden 750 Meter am Stahlseil geklettert und insgesamt über 300 Höhenmeter eingesteckt. Für viele von uns sorgten die Schwierigkeitsstufen C und D (mit E als dem schwierigsten Maß) für tiefe Seufzer, lange Schlucke aus der Wasserflasche, Blasen an den Händen, aufgeschürfte Knie und kraftlosen Armen. Trotz all dieser Qualen und blutiger Schweißtropfen ist jeder einzelne nach drei Stunden am Ziel angekommen – dem Gipfelkreuz der Köllenspitze. Oben war schon von der Gruppe, die sich für den Wanderweg entschieden hatte, eine warme Suppe für uns vorbereitet, weshalb wir unsere Mittagspause bei strahlendem Sonnenschein und einem 360 Grad-Panoramablick (sogar auf Schloss Neuschwanstein) in vollen Zügen genießen. Nach genügend Zeit für Erholung der Muskeln und ein paar Bildern stiegen wir gemeinsam ab – über viel Geröll, Schnee, Felsen und schließlich über die Wiese bis hinab zum Gimpelhaus, wo wir um halb fünf ankamen. Dort konnten wir vor dem Abendessen sogar noch ganz entspannt etwas trinken, eine Kleinigkeit essen und vier Minuten duschen (keine Sekunde länger!). Bei nettem Beisammensein mit sehr leckerem Essen, Würfel- und Kartenspielen, Alpenglühen und viel Lachen ließen wir unseren letzten Abend auf der Hütte ausklingen.

Am Sonntag in der Früh um 09:00 Uhr hieß es vom Gimpelhaus Abschied nehmen und wir stiegen gemeinsam wieder ins Tal hinab und fuhren anschließend zurück nach Hause. Zurückblickend war es ein super schönes gemeinsames WE mit jeder Menge toller Landschaft.

 

Einfach gesagt: URIG, GMIATLICH & ECHT.

 

 

Autoren: Günter und Deborah

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Kommentare: 2
  • #1

    Thomas Röhrs (Sonntag, 02 Juli 2017 10:20)

    Besten Dank für den Bildbericht!

    Einen guten Eindruck vom Klettersteig zur Köllenspitze vermitteln einige youtube-Filme. Ein guter und recht kurzer Film: https://www.youtube.com/watch?v=TSoOmCLktoI

    Aber: Wenn ich den vorher gesehen hätte, wäre ich bei den "best agers" geblieben! Nix für ungut Daniel... :-)

  • #2

    Torsten (Samstag, 15 Juli 2017 16:54)

    Toller Reisebericht, kann mir leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Ich hoffe, die Krall- und Beisspuren am Steigerung halten sich in Grenzen. Ein wirklich schöner Klettersteig.