Hochtour: Barre de Ecrins

Hochtour Dôme de Neige, Barre des Écrins (24.-28.07.2015)

 

Teilnehmer: Torsten Puschmann, Daniel Rothenbücher

 

Dieses Jahr wollte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Geplant war eine Hochtour für Ende Juli am Aletschgeltscher. Der Wetterbericht für den Alpenhauptkamm zwang uns aber kurzfristig umzudenken und eine Alternative raus zu suchen.

Da Torsten bereits letztes Jahr in Frankreich in den Dauphinen, also den südlichsten und zugleich auch westlichsten Alpenkamm mit einer Erhebung über NN von 4000m unterwegs war und der Wetterbericht hierfür nahezu ideal erschien, entschieden wir uns dies anzugehen.

Nach einer 9-stündigen Fahrt und etlichen zurück gelegten Höhenmeter (noch motorisiert) kamen wir am Pass Col du Galibier an. Mit einer Höhe von 2642 Meter zählt er zu den Höchsten der Alpen. Hier planten wir die Nacht zu verbringen und uns zu akklimatisieren. Das Wetter sah nicht allzu gut aus und versprach keine ruhige Nacht. In unserem trockenen Zelt verkrochen wir uns bald in die wärmenden Schlafsäcke und lauschten dem peitschenden Wind und prasselndem Regen zu.

Am nächsten Morgen wurden wir jedoch mit einer Wetterbesserung belohnt, sodass wir auch bald aufbrachen um einen naheliegend 3000er zu besteigen. Nach nur 2,5 Stunden erreichten wir auch den Gipfel mit 3228 Meter. Hier ruhten wir uns etwas aus und stärkten uns mit etwas Wurst und Käse. Danach verweilten wir noch fast eine Stunde am Gipfel im strahlenden Sonnenschein. Der Abstieg erforderte etwas Konzentration, da auch kurze Kletter- und Kraxelstellen dabei waren. Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Zelt und konnten auf eine super Tour zum Einstieg und akklimatisieren zurück blicken. Den Abend verbrachten wir nach unserem reichhaltigen Abendmenü, selbstgekocht, natürlich im Zelt.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter zu unserem Ausgangspunkt der eigentlichen Tour. Der Tal Ort Ailefroide, der eigentlich nur aus einem Campingplatz besteht, endet mit einem riesen Parkplatz. Hier sind genug Stellplätze für hunderte von Tagesgästen die bis hoch zur nächsten Hütte, oder auch für die ehrgeizigeren bis hoch zum Gletscher wollen. Während wir unsere Rucksäcke nochmal kontrollierten und die letzten Optimierungen unternahmen spielten 2 Murmeltiere in unmittelbarer Nähe von unserem Auto miteinander. Unglaublich wie zutraulich diese Tiere sind, aber später sollten wir noch eines besseren belehrt werden. Wir brachen dann mit den ersten Sonnenstrahlen im Nacken auf Richtung Refuge de Ecrins.

Unterwegs, noch unterhalb des Gletschers, gab es eine kleine Pause mit Stärkung. Von hier aus konnten wir schon stolz auf die zurückgelegten Höhenmeter mit unserer schweren Ausrüstung blicken. Nicht mehr lang und wir erreichten zur Mittagszeit den Gletscher. Von hier aus folgten wir der breiten Autobahn aus aufgeweichtem Schnee und Eis hinauf zum Fuße der Hütte. Die letzten Meter zur Hütte verlangen einem nochmals eine ganze Portion Kraft und Ausdauer ab, da diese durch Schutt und losem Geröll bewältigt werden müssen. Der Schwund des Gletschers beziffert sich seit dem Bau der Hütte vor über 100 Jahren auf einen gleich großen Betrag. Nachmittags an der Hütte angekommen, bezogen wir gleich unsere Schlafplätze und erholten uns noch mit einem kleinen Schönheitsschlaf bis zum Abendessen. Beim Essen auf der Hütte schweiften unsere Blicke aus dem Fenster auf die Barre des Ecrins und dem Dom de Neige, unser Ziel für den nächsten Tag. Die Flanke dieser zwei 4000er sieht einfach nur gigantisch und Respekt einflößend aus. Der Wetterbericht sagte weiterhin stabiles  Wetter voraus und sollte uns  damit auch einen tollen Gipfeltag bescheren. Nach dem Abendessen und 2 oder 3 Panaché (Radler) ging es dann mit vollem Magen und einer guten Portion Aufregung auch rasch in die Betten.

Um 2:45 Uhr klingelte der Wecker, da wir unser Frühstück ja auf 3 Uhr gebucht hatten. Nach einem wärmendem Kaffee und ein paar Zwieback mit Marmelade (um die Uhrzeit bekommt man nicht mehr runter) wurden die Schuhe geschnürt. Im Lichtkegel der Stirnlampe starteten wir planmäßig um 4:00 Uhr Richtung Gipfel. Der Sonnenaufgang färbte die Gipfel und restlichen Schleierwolken in ein prächtiges Rosa. Gegen 9:00 Uhr erreichten wir die Bréche Lory, eine Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Hier auf 3950m machten wir eine kurze Pause bevor wir die restlichen Meter zum Gipfel des Dôme de Neige antraten. Mit einer Höhe von 4015 Meter wird man hier mit einer grandiosen Aussicht auf die umliegende Bergwelt belohnt. Es pfiff uns aber ein starker Wind um die Ohren, sodass wir nicht allzu lange auf dem Gipfel verweilten. Wir hatten aber eh nicht so viel Zeit, da unser Hauptziel, die Barre de Ecrins noch vor uns lag.

Zurück an der Scharte angekommen geht es wieder hoch in dreier Kletterei Richtung Pic Lorry, ein Vorgipfel. Immer seitlich am Grat auf der windgeschützten, sonnigen Seite ging es dann auf über 4000m in leichter Kletterei entlang. Insgesamt 15 Seillängen benötigten wir bis zum Gipfel, weshalb die Zeit auch schnell verstrich und wir erst gegen 13 Uhr den Gipfel erreichten. Hier oben schaut man vom höchsten Punkt der Alpen, dem Mont Blanc, bis hinunter an die Küste des Mittelmeers, der Côte d’Azur. Ein einmaliges Erlebnis! Im Abstieg kamen wir gut voran, wobei wir uns dafür entschieden, auch hier wieder mit Standplatzbau zu sichern, sodass wir erst nach gut 2 Stunden die Bréche Lory erreichten. Von hier aus geht es wieder über Gletscher, aber auch respekteinflößenden Spalten und Abbrüchen abwärts Richtung Glacier Blanc. Eine gute Stunde später geht es dann fast nur noch eben bis zur Hütte bevor uns wieder der völlig unnötige Gegenanstieg erwartete. Da wir uns aber am Vortag bereits an diesem Beweisen durften bezwangen wir diesen erstaunlich schnell. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir bei immer noch anhaltendem Sonnenschein die Hütte. Beim Abendessen bekam Torsten von der Hüttenwirtin ein Spiegelei für die erfolgreiche Gipfelbesteigung gereicht. An diesem Tag blieben wir die Einzigen die den Gipfel versuchten und auch erfolgreich erklommen. Nach ein paar Gesprächen mit anderen Bergsteigern und dem ein oder anderen Bierchen suchten wir unser Bett auf. Vom Fenster des Bettenlagers konnte man noch einmal das heute erreichte Ziel bestaunen. Das Wetter versprach eine sternenklare Nacht.

Am nächsten Morgen konnten schliefen wir aus und frühstückten erst um 7 Uhr. Nach dieser Stärkung verabschiedeten wir uns vom Hüttenteam und stiegen ins Tal ab. Unterwegs zwang uns noch ein Murmeltier am Wegesrand zum Anhalten. So flauschig und süß es auch aussehen mag, (und es hätte sich womöglich auch streicheln lassen) die Krallen des kleinen Nagers fordern einem unmissverständlich auf, Abstand zu halten. Um halb 11 am Auto angekommen ruhten wir uns eine Weile aus bevor es auf die lange Heimreise ging. Gegen 22 Uhr erreichten wir wohl und Munter Alzenau.

 

Autor: Daniel Rothenbücher

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Kommentare: 1
  • #1

    Sebastian S. (Sonntag, 20 März 2016 16:01)

    Spitzenleistung, ihr Zwei! Bei den Bilder bekommt man echt noch mehr Bergfieber ;D